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Legasthenie

Wenn ausdauerndes Üben im Lesen und Schreiben keinen wirklichen Erfolg bringt, ja manchmal die Situation sogar verschlimmert, lässt sich eine Legasthenie oder Lese-Rechtschreib-Schwäche vermuten.

Häufig sind folgende Schwierigkeiten zu beobachten:

  • Ähnliche Laute und Buchstaben werden vertauscht.
  • Das Kind kann sich geübte Schreibweisen nicht merken.
  • Es schreibt wie es spricht (hört), lange über das 2.Schuljahr hinaus.
  • Beim Abschreiben macht es viele Fehler.
  • Bekannte Rechtschreibregeln werden nicht angewandt – manchmal auch an der falschen Stelle.
  • Das Kind liest stockend oder ungenau oder errät die Worte.

Aufgrund dieser Schwierigkeiten vermeiden die Kinder zu lesen und zu schreiben oder tun es nur oberflächlich. Stundenlange Kämpfe um die Hausaufgaben, bis hin zu Schulängsten können die Folge sein.

Eine Leser-/Rechtschreibschwäche oder eine Legasthenie lässt sich durch spezielle Tests genauer eingrenzen.

Nach einem ausführlichen Elterngespräch (Anamnese) ermitteln wir als ersten Schritt die individuellen Faktoren, die bei Ihrem Kind die Lernstörung verursachen und aufrecht erhalten.

Dazu helfen uns

  • standardisierte Tests wie DRT (Diagnostischer Rechtschreibtest) oder HSP (Hamburger Schreibprobe),
  • praxisentwickelte Fehleranalysen,
  • aber auch die gezielte Beobachtung beim Schreiben.

Beim Lesen werden Genauigkeit, Lesegeschwindigkeit und Sinnverständnis überprüft.

Auch Fragen der Motivation oder Konzentrationsdauer haben Einfluss auf den Lernerfolg und können diagnostisch abgeklärt werden.

Um eine Legasthenie nach Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO festzustellen, braucht es darüber hinaus einen Intelligenztest. Es muss eine deutliche Diskrepanz zwischen der Allgemeinbegabung und der Lese-/Rechtschreibfertigkeit nachgewiesen werden.

Eine Förderung findet stets in Einzeltherapie statt.

Unsere Lese-/Rechtschreibförderung baut auf der stufenweisen Entwicklung der Lese- und Rechtschreibfertigkeiten auf:

1. Die lauttreue Phase

1. Die lauttreue Phase verknüpft gesprochene und geschriebene Sprache:

  • Erlernen der Buchstabenformen und automatisieren der Schreibbewegung.
  • Unterscheiden ähnlicher Buchstaben bzw. Buchstabengruppen und erkennen ihrer Reihenfolge, zunächst nach Gehör.
  • Den Silbenrhythmus beim Schreiben nutzen.
  • Buchstabenweises Erlesen und Zusammenschleifen der Laute.

2. Orthographische Phase

2. In der orthographischen Phase lernt das Kind

  • Abweichungen von der lautgetreuen Verschriftung zu bemerken,
  • Sondergrapheme (v, qu, ß, st, …) zu erkennen, um sie an den richtigen Stellen zu benutzen,
  • Such- und Entscheidungsprozesse um Schärfungs- und Dehnungszeichen richtig zu setzen,
  • Regeln zu formulieren und anzuwenden,
  • grammatikalische Strukturen kennen und benutzen,
  • wiedererkennendes Lesen;
  • erinnern von Signalgruppen und Wortbildern.

3. Morphematische Strategie

3. Die morphematische Strategie nutzt das Wissen,

  • dass Schrift aus wiederkehrenden, sinntragenden und grammatikalischen Strukturelementen besteht,
  • dass Worte sich in Bausteine gliedern lassen, welche  i.d.R. stets gleich geschrieben werden,
  • Schreibungen "ableiten", also auf andere Formen eines Wortes zurückgreifen zu können.

4. Die Stufe orthographischer Kompetenz

4. Die Stufe orthographischer Kompetenz

  • Sich der korrekten Schreibweise spontan erinnern,
  • Suche nach Rechtschreibfallen konsequent durchführen,
  • Geschriebenes kontrollieren,
  • Lesen über Hypothesenbildung und automatisiertes Worterkennen.

Zu Beginn der Förderung wird festgestellt, wie weit das Kind die jeweiligen Aneignungsstufen durchlaufen hat und wo noch Defizite sind.

Aufgrund der umfassenden Eingangstests wird ein individueller Therapieplan erstellt. So können wir gezielt auf die Schwierigkeiten des Kindes eingehen und mit ihm seinen optimalen Lernweg erarbeiten.

Durch die genaue Beobachtung des Lernprozesses und darauf abgestimmter Methoden wird bei den Kindern ein positives Lernverhalten aufgebaut. In einer entspannten Arbeitsatmosphäre mit der Therapeutin (dem Therapeuten) erfährt das Kind, welche Strategien es einsetzten muss, um erfolgreich zu sein. Orientierung am Erfolg hilft dem Kind sein Selbstwertgefühl aufzubauen und Vertrauen in seine Leistungsfähigkeit zu gewinnen.

Legasthenietherapie beinhaltet regelmäßige Elterngespräche. Hier erfahren Eltern, wie sich ihr Kind entwickelt und was sie zu Hause unterstützend tun können. Verhaltensmuster, die z. B. die Hausaufgaben belasten, werden analysiert und gegebenenfalls Veränderungen angeregt. Auch Konflikte können besprochen werden, die leicht durch den Druck unerfüllter Erwartungen entstehen.

Unter gewissen Voraussetzungen übernimmt das Landratsamt die Kosten für die Therapie. Auch hierüber beraten wir Sie gerne.

Das erste Informations- oder Beratungsgespräch ist kostenlos. Termine sind meist kurzfristig möglich.